Freitag, 11. Mai 2007

Das kastrierte Parlament

Ich habe festgestellt, dass das EU-Parlament gar keine legislative Funktion hat. Schockiert?! Es ist ohne politische Macht, maximal noch Sammelbecken oder Multiplikator. Am allermeisten ist es jedoch ein immenser Kostenfaktor. Aber egal, die Kosten holt Europa wieder rein. Im Kongo sichert man den "Wahl"-sieg des Diktators ab, der verscherbelt die Bergwerke an westliche Unternehmen (fürn Appel und n Ei versteht sich) und schon ist die Kohle wieder drin...

Ich bin wirklich schockiert, ein Parlament das keine Gesetze verabschieden kann ist doch keins, oder?
Da krieg ich Plaque!

Donnerstag, 26. Oktober 2006

schöner Morgen

Erst klopft es, dann klingelt es,
dann beides, laut und schrill,
hämmernd wie Migräne, so dass
ich unweigerlich aus dem Bett
springe in der Angst es handelt
sich um einen Feueralarm.
Ich öffne die Tür in Unterwäsche
und bevor ich überhaupt daran
dachte sie wieder zuzuschlagen,
stand schon ein schwarzer Lederschuh
in der Schwelle der nach oben hin in
ein kotzgrünes Hosenbein überging.
Zwei Typen, die ohne weiteres auch
Geldeintreiber sein könnten, stehen
mit ernster Mine da und leiern ihren
Spruch runter. Dann kamen sie zum
Thema. Ich hätte schon den dritten
Musterungstermin sausen lassen und
müsse jetzt in ihrer Begleitung
zum Kreiswehrersatzamt um die
Eignungstests für bla bla...
zu diesem Zwecke blabla...
Ich fragte, ob es den Herren beliebe
mich gleich so mitzunehmen,
denn ausziehen müsse ich mich
dort sowieso wieder.
Die Beiden hatten einen guten Tag
und ließen mich in meinen
Neunundwanzigquadratmeterstall
damit ich mich bekleiden konnte.
Ich wohnte Erdgeschoss und
ich hatte einen Plan.
Kurzerhand die Hose angezogen
sprang ich über den Balkon
in die direkt darunter befindliche
Entsorgungsabteilung unseres Hauses.
Ich hechtete Gottgleich durch den Hof
und...

Na klar, am einzigen Ausgang standen
die Kollegen und freuten sich,
dass ich bereits angezogen war.
Sie luden mich ein, das war eins dieser
Angebote welches auszuschlagen
unmöglich war, mit ihnen nach
Oberspree zu fahren. Das war ein Morgen,
um genau zu sein 6 Uhr morgens,
der nur ein gutes hatte:
Ich hatte mir nicht die Zähne geputzt.

Donnerstag, 13. Juli 2006

2. Bitte prostitutieren Sie sich…

Im Treppenhaus begegnet mir ein Mann mit einem schwarzen Anwaltskoffer. Ich grüße mit einem gelangweilten ‚Tach auch’ und will weitergehen, aber da holt er schon Luft und fragt mich, ob ich einen Herrn Trakl kenne. Natürlich kenn ich mich und antworte: ‚Nein, tut mir leid’. Ich sehe noch das krankhaft blass wirkende Gesicht von dem Typen während ich raus gehe. Der ist bestimmt glücklich mit seinem Job, denke ich. Es ist nicht weit von meiner Bude bis zur Arbeit, leider, denn so laufe ich Gefahr beim krankfeiern erwischt zu werden. Als ich hereinkomme grüßt mich die Empfangsdame mit einem freundlichen ‚Haben sie eine Allergie? Ihre Augen sind ja rot wie der Mars.’ Ich sage: ‚ihnen auch einen Guten Morgen’ und gehe zum Fahrstuhl. Angekommen am Arbeitsplatz im Keller, ich sortiere den Müll, kommt mein Chef aufgeregt angerannt. Es sieht amüsant aus, wenn sich 150 kg Reingewicht in Bewegung setzen und dem Gesetz der Trägheit folgend, langsam aber stetig schneller werden. Ich warte schon so lange darauf, dass er mal vorn überkippt und den Rest der Strecke per ungewolltem Flikflak zurücklegt. Er kam so normal an wie es für einen Mann seiner Fülle möglich ist: ,Martin, es ist die Hölle, du musst heute ne Doppelschicht machen. Zwei Leute sind krank geworden!’ Ich frage ihn, inwiefern sich das auf meinen Lohn auswirkt und er antwortet, dass ich das regulär bezahlt bekomme. Kein Zuschlag, kein Abbummeln, Wichser, denke ich und sage: ’ich kann leider nicht, hab noch Termine heute Abend’. Das war offensichtlich nicht das was er hören wollte und die Wut zeichnet seinen Kopf puterrot und Schweißperlen bilden sich auf seiner Stirn. ‚Dann kannste dir morgen nen neuen Job suchen’, brüllt er mich an. Er lässt noch einiges mehr ab und ich versinke in Langeweile. Es berührt mich nicht, es interessiert mich nicht, es ist mir scheißegal. Ich reiß mir für diesem lausigen Job nicht den Arsch auf und wenn er glaubt ich sei einer von den Idioten, die sich mit ihrer Firma identifizieren oder ohne Job nicht leben können, dann liegt er falsch. Als er merkt, dass ich keinerlei Regung zeige wird er plötzlich freundlich und ruhig. Er sagt BITTE und noch mal BITTE. Damit habe ich nicht gerechnet, aber ich finde es geil. Ich bleibe stur und ihm fällt nun ein mir einen besseren Lohn für die Überstunden anzubieten, den er mir auch auf die Hand zahlt, wie er versichert. Das Angebot ist verlockend, schnelles Geld und noch ein BITTE mit Zucker oben drauf. Ich habe die Macht, denke ich und kann ihm richtig eins reinwürgen. Er hätte es verdient für die Scheiße die er jeden Tag absondert, für die Löhne, die er nicht gezahlt hat…Moment…er hat Löhne nicht gezahlt. ‚Gib mir die Kohle im Voraus’ sage ich und sehe ihn mit aller Ernsthaftigkeit an. Er versucht sich rauszureden. Dieses miese Arschloch wollte mich nie auszahlen, denke ich und dreh mich Richtung Fahrstuhl. ‚komm schon Martin, ich hab dir damals ne Chance gegeben, jetzt kannst du es zurückzahlen’, sagt er. ’Ich schulde dir gar nichts, es ist ein bekackter Job für kleines Geld und du diskutierst rum wegen ein paar Euro…du bist ein Schinder, ein Geizhals und dein Wort ist einen Dreck wert!’, antworte ich, langsam aber sicher in Wut geratend und füge noch murmelnd hinzu: ’fick dich!’ und gehe gelassen zum Fahrstuhl, fahre nach oben, passiere den Empfangstisch, grinse die nette Dame an und gehe raus. Ich fühl mich richtig gut. Menschen, denen ohne Arbeitsplatz die Decke auf den Kopf fällt haben keine Phantasie und sind zu allem bereit um ihren Job zu retten. Genau aus diesem Grund tun sie eben auch alles, was von ihnen verlangt wird. Bitte tun sie dies, Bitte tun sie das, bitte prostituieren sie sich. Das ist kein Leben für mich, denke ich und laufe zum nächsten Supermarkt, kaufe einen Sixer und fahr zu meinem Ticker, wo ich mich mit sonstigen Genussmitteln eindecke. Zu Hause tippe ich meine Kündigung während ich die zweite Jolle des Tages rauche und bin zufrieden.

Fortsetzung folgt…

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